Elmloher Reitertage haben einen neuen Zuschauerrekord
Hochkonjunktur für Pferdefreunde: Vier Tage lang gab es bei der 69. Auflage der Elmloher Reitertage vom 1. bis 4. August hochklassigen Dressur- und Springsport zu sehen – mit einer unvergleichlichen Mischung aus Top-Sport und ländlicher Reiterei. Und das Turnier kam in diesem Jahr noch besser daher als je zuvor. Mehr Prüfungen, mehr Preisgeld sowie viele bekannte nationale und internationale Reiter im Viereck und im Springparcours. Aber auch mit einem breiten Angebot abseits des Pferdesports. Mit gesellschaftlichen Empfängen, mit Showelementen, Partys und vielen kulinarischen Leckereien – so dass in diesem Jahr mit über 23 000 Zuschauern ein neuer Rekord aufgestellt werden konnte. Allein am Samstagabend zum Mächtigkeitsspringen waren über 10 000 Leute da.
Stephi de Boer siegt im Großen Preis
Als kleines Kind stand Stephi de Boer auf der Tribüne am Elmloher Hauptplatz und schaute zu, wie die Springreiter im Großen Preis um den Sieg ritten. Zum Abschluss der Reitertage 2019 war die 29-Jährige aus Vechta dieses Mal selbst die große Siegerin. Mit einem Husarenritt schnappte sie sich mit ihrem selbst ausgebildeten, 13-jährigen Wallach Facebook den Sieg im mit 30 000 Euor dotierten S****-Springen. „Als es wirklich wahr war, sind mir sofort die Tränen in die Augen geschossen. Ich habe Facebook gedrückt und dann kamen auch schon alle Leute angerannt, um mir zu gratulieren“, sagt Stephi de Boer über den Moment ihres bislang größten Triumphs. Denn sie war bereits als dritte von insgesamt acht Starterin in das entscheidende Stechen gegangen, musste lange auf dem Abreitplatz zittern. Sie bangte bei jedem Starter mit. Als zum Schluss mit Michael Kölz einer der schnellsten Reiter aus Deutschland losritt, konnte sie kaum hinsehen. Doch ihrem Husarenritt hatte auch er nichts entgegenzusetzen und verpasste den Sieg um 63 Hundertstel – ein Wimpernschlag, mit dem für Stephi de Boer ein echter Kindheitstraum wahr wurde.
Doch auch die Dressur ist bei den Elmloher Reitertagen mittlerweile gefragt. „Bisher war der Große Preis immer unser Aushängeschild, da können wir mit dem Louisdor-Preis nun in der Dressur gegenhalten. Es ist ein Traum für ein Turnier, in beiden Disziplinen so etwas anzubieten“, sagt Rolf Sünderbruch, Vorsitzender des Kuratoriums für Pferdesport Bremerhaven-Wesermünde.
Klimke und Wulferding sichern sich Louisdor-Ticket
Das Echo auf die neuen Vierecke und die neu gestalteten Vorbereitungsplätze mit „Ebbe & Flut“-System war bereits im Vorjahr riesig. In diesem Jahr gingen sogar Olympiasieger, Welt- und Europameister wie Ingrid Klimke an den Start. Und als am Sonntag die Qualifikation für das Louisdor-Finale kurz vor Weihnachten in Frankfurt ausgeritten wurde, waren die Tribünen bis auf den letzten Platz gefüllt, im Umlauf reihten sich die Besucher. Das am Freitag über 70 Prozent erritten werden mussten, um sich überhaupt für das Finale der besten zwölf am Sonntag zu qualifizieren, zeigt wie hoch der sportliche Wert war. Am Ende jubelten Siegerin Ingrid Klimke mit Bluetooth (73,744 Prozent) und der Zweitplatzierten Kira Wulferding mit Soiree d’Amour (72,837), die sich die begehrten Tickets für die wohl bedeutendste Dressur-Serie in Deutschland sicherten. Ihre Ritte sowie der aller anderen Starter wurden wie beim Grand Prix Special von Heike Kemmer unmittelbar nach der Prüfung für die Zuschaur moderiert, und St.Georg-Redakteuer Jan Tönjes moderierte einen kurzen Talk mit den Reitern.
Dass solche Stars mittlerweile zahlreich in den Elmloher Vierecken an den Start gehen, ist auch ein Verdienst von Dressur-Bundestrainer Jonny Hilberath. Er hat im vergangenen Jahr versprochen, sich dafür einzusetzen, dass eine hochklassige Prüfung nach Elmlohe kommt. Und er hielt Wort. „Natürlich habe ich meinen Einfluss geltend gemacht, es war aber wirklich nicht schwer“, sagte Hilberath. „Die Turnierverantwortlichen haben eine sehr professionelle Bewerbung eingereicht mit viel Bildmaterial, auf dem die Gegebenheiten ausgezeichnet zu sehen waren.“ Zudem sei der Standort ideal, um den Norden zu vertreten.
Eine Wiederholung ist in Sicht
Dass Hilberath, der einst selbst in Elmlohe seine Zelte aufgeschlagen hatte und noch immer eng mit den Leuten verbunden ist, das Turnier in den höchsten Tönen lobt, mag vielleicht subjektiv angehaucht sein. Doch auch die Starter überhäuften die Elmloher Reitertage mit Lob. Ob Olympiasiegerin Ingrid Klimke oder auch Kira Wulferding, die erklärte: „Ich bin zum ersten Mal hier und total überwältigt. Es ist einfach alles perfekt. Die Atmosphäre ist super und die Böden sind toll. Ich kenne ehrlich gesagt keinen Turnierplatz in Deutschland, der drei Top-Vierecke und Abreiteplätze mit Ebbe-und-Flut-System hat.“ Doch damit nicht genug des Lobes. Auch die Männer unter den Dressurreitern schließen sich dieser Meinung an. So sagt Hendrik Lochthowe, der mit Bricco Barone in der Dressurprüfung Kl. S*** Intermediaire II (71,105 Pozent) siegte: „Die Böden sind einfach super, die Investitionen der Veranstalter haben sich definitiv gelohnt. Das spiegelt sich auch im hochklassigen Teilnehmerfeld wieder.“ Und Marcus Hermes mit ZINQ Cabanas FH, Triumphator in den Dressurprüfung Kl. S**** – Grand Prix (73,060 Prozent) und Grand Prix Special (74,353), betont: „Die Pferde fühlen sich dadurch sehr wohl. Der Boden federt sehr gut und es staubt nicht. Das ist im deutschlandweiten Vergleich wirklich sehr gut.“
Kurz: Die Gegebenheiten halten vor Ort das Versprechen, das die Veranstalter bei der Bewerbung gegeben haben. So dürfen sich die Elmloher Reitertage auch in Zukunft über hochklassige Teilnehmer freuen – und wohl auch weiter über die Qualifikation für den Louisdor-Preis. „Elmlohe liegt ganz weit vorne auf hohem Niveau, das internationalen Ansprüchen gerecht wird. Nicht nur mit den tollen Böden, sondern auch vom Flair. Das ist ein starkes Argument und ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine einmalige Sache war“, erklärt Jonny Hilberath. Eine frohe Kunde für das Turnier, das im kommenden Jahr zum 70. Mal stattfinden wird.