Isabell Werth hat Elmlohe im Blickfeld
Spätestens seit den Olympischen Sommerspielen von Rio de Janeiro 2016 ist es amtlich: Isabell Werth ist die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt. Wer ihre Erfolge auflisten will, muss aufpassen, sich nicht zu verzählen; so wie der Weltverband FEI auf seiner Internetseite, auf
der einer ihrer neun WM-Titel unterschlagen wird. Sechs goldene und vier silberne Medaillen bei Olympischen Spielen gehören ebenso zu Werths Erfolgsstatistik. Das ist unerreicht – und wird es auf sehr, sehr lange Zeit bleiben.
Nicht selbst im Sattel
Die erste von 17 goldenen EM-Medaillen gewann Werth vor 30 Jahren im luxemburgischen Mondorf-les-Bains mit Weingart. Zwei Jahre später begann die goldene Ära mit Gigolo. „Und ich bin immer noch wettbewerbsfähig“, sagte Werth während des kürzlich beendeten CHIO Aachen mit einem kecken Grinsen. Denn auch dort triumphiert sie an ihrem 50. Geburtstag bereits zum 13. Mal im Großen Dressur-Preis. Für die Kür mit der Stute Bella Rose erhielt Werth 90,450 Prozent. Und auch an den Vortagen hatte die Dressurkönigin die Konkurrenz bereits dominiert. Sie führte das deutsche Dressur-Quartett in Aachen zum überlegenen Sieg im Nationenpreis vor Dänemark und dem US-Team. Und sie gewann in der Einzelwertung auch den Grand Prix und den Special.
In Elmlohe wird sich die Rheinbergerin jedoch nicht selbst in den Sattel schwingen, sondern will in der kommenden Woche Urlaub machen, um bei der Europameisterschaft vom 19. bis 25. August in Rotterdam ausgeruht angreifen zu können. „Ich habe noch versucht, es ihr schmackhaft zu machen und ihr gesagt: Reiten in Elmlohe ist wie Urlaub“, berichtet Susanne Meyer von der Deckstation Meyer in Dorum, die mit Isabell Werth in Kontakt steht. Die ließ sich jedoch nicht überreden.
Dressurreiter aus Nordholz
Immerhin schickt die beste Reiterin der Welt eine Vertretung ins Pferdedorf – der in der Region ebenfalls kein Unbekannter ist: Niklaas Feilzer. Der 34-Jährige kommt aus Nordholz und lernte das Reiten einst auf dem Hof von Jens Meyer in Dorum. „Damals ist er aber noch gesprungen“, erinnert sich Susanne Meyer an den Blondschopf. „Als er dann mehr lernen wollte, habe ich ihm den Kontakt nach Bremen zu Birgit Wellhausen verschafft, wo er seine Ausbildung zum Pferdewirt gemacht hat“, erinnert sich Susanne Meyer. Von dort ging es über Heiner Schiergen in den Stall von Isabell Werth. Das war 2012.
In Elmlohe will der Nordholzer einen weiteren Anlauf unternehmen, um Quotenkönig für das Louisdors-Finale zu qualifizieren. Der zehnjährige westfälische Hengst v. Quaterback-Fürst Piccolo ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, machte mehrfach beim Bundeschampionat und bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde auf sich aufmerksam – damals mit seiner Reiterin Lisa Lindner. Seit einem Jahr hat Niklaas Feilzer den Hengst übernommen.
Eine der letzten Chancen
Die dritte Qualifikation für das Finale des Louisdor-Preises fand vor einem Monat im brandenburgischen Werder auf dem Gestüt Bonhomme statt. Ihre Tickets für die Frankfurter Festhalle sicherten sich da Emma Kanerva mit Aperol, die mit anderen Top-Pferden auch in Elmlohe am Start ist, und Pia Wischerath (Neunkirchen) mit Science Fiction.
Neben Quotenkönig wird Niklaas Feilzer noch den zehnjährigen Wallach Fairmont präsentieren – und dabei voraussichtlich von seiner Chefin unterstützt werden. Denn: Es ist eine seiner letzte Chancen, sich noch für das Louisdor-Finale kurz vor Weihnachten zu qualifizieren. Nach Elmlohe stehen nur noch die Stationen Ising (6. bis 8. September) und das Hallenturnier in Oldenburg (31. Oktober bis 2. November) aus. „Wir gehen davon aus, dass Isabell Werth zum Finale kommen wird, wenn Feilzer es erreicht“, sagt Jan Schalk, Turnierleiter Dressur. Und Rolf Sünderbruch, Vorsitzender des Kuratoriums für Pferdesport, betont: „Wir stehen mit ihr in Kontakt und sind guter Hoffnung. Sie hat sich auch angekündigt, allerdings kann es auch sein, dass sie stattdessen zur Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde ins niederländische Ermelo fährt. Genau werden wir es erst ein bis zwei Tage vorher erfahren.“
Nicht der erste große Dressur-Star
Isabell Werth wäre nicht der erste große Dressur-Star, der sich in Elmlohe die Ehre gibt. 1997 sattelte Werths langjährige Konkurrentin Nicol Uphoff ihre Pferde in Elmlohe und sorgte dafür, dass es am Viereck richtig boomte. Rund 2000 Zuschauer – so viele waren es noch nie zuvor bei einer Dressur in Elmlohe gewesen – wollten die Ritte der viermaligen Olympiasiegerin von
Seoul (1988) und Barcelona (1992) sehen.
Mit ihrem Nachwuchspferd Plaisir d‘Amour konnte sie zwar nicht in den Kampf um den Sieg im Grand Prix und Grand Prix Special eingreifen, aber allein ihr Auftritt zog die Zuschauer in Scharen an. Ähnlich dürfte es sich auch am Sonntag verhalten, auch wenn Isabell Werth nicht selbst reitet, aber zumindest beim Coachen im Einsatz ist. Denn: „Junge Talente zu finden und auszubilden, das ist meine Passion“, sagt die erfolgreichste Reiterin der Welt – allen Erfolgen zum Trotz.