Plätze sind für jedes Wetter gerüstet
Insgesamt sind es 10 900 Quadratmeter Reitfläche, die in den vergangenen Wochen mit einem „Ebbe & Flut“-System geschaffen wurden. Darüber können sich nicht nur die vielen Spitzenreiter bei den Elmloher Reitertagen freuen, sondern auch die knapp 4500 Mitglieder des Kreisreiterverbandes Wesermünde (KRV). Denn ihnen wird der Platz – wie in der Vergangenheit auch – als ganzjähriges Trainingsgelände zur Verfügung stehen. Die Spring- und Dressurreiter sowie die Vierkämpfer aus der Region finden nun Bedingungen vor, die traumhaft sind.
Investition in die Zukunft
Die alten Böden waren, wie man so schön sagt, durch mit dem Programm. Mit dem neuen Platzsystem kann das Wetter noch so große Kapriolen schlagen, sie sind stets top bereitbar. Das war in den vergangenen Jahren längst nicht immer so. Die Vierecke und Abreiteplätze glichen nach zum Teil sintflutartigen Niederschlägen eher einem Wattgeläuf als einer Reitbahn. Viele Teilnehmer reisten während des Turniers ab, andere kamen gar nicht erst. Da schrillten die Alarmglocken bei den Veranstaltern.
Die grunderneuerten Sandböden in Elmlohe brauchten in der Vergangenheit Wochen, um sich von den starken Regenfällen zu erholen. „Es war Zeit, dass wir handeln“, warb Rolf Sünderbruch, der Vorsitzende des Kuratoriums für Pferdesport, schon bei der Jahreshauptversammlung im März für die Investition. Der eigentliche Bau ging recht fix, die Vorbereitungen nahmen ein Vielfaches an Zeit in Anspruch. Denn aus normalen Bordmitteln waren die 450 000 Euro nicht zu stemmen. Das Kuratorium als Bauherr ist mittlerweile ein eingetragener Sportverein und Mitglied des Kreissportbundes Cuxhaven. Nur so ist es möglich, in den Genuss einer Förderung durch den Landessportbund zu kommen. Rund 100 000 Euro der Gesamtsumme haben private Gönner aufgebracht, Zuschüsse gibt es noch von der Stadt Geestland und dem Landkreis Cuxhaven. Der Rest wird aus Eigenkapital und einem Darlehen finanziert. „Ich denke, wir haben jetzt einige Jahre Ruhe, aber diese Investition ist unabdingbar gewesen. Sowohl für den Fortbestand des Turniers als auch für die vielen Reiterinnen des KRV, die die Plätze das ganze Jahr über nutzen“, sagt Sünderbruch.
Bestimmte Wassermenge
Zuerst hatte man beim Kuratorium in Betracht gezogen, nur den Sand auszutauschen. Damit wäre allerdings kaum etwas gewonnen gewesen, denn die Wassermassen hätten dann trotzdem nicht schnell genug ablaufen können. Die Kunst besteht darin, den Sand bei großer Trockenheit trotzdem griffig und fest zu haben, bei großer Nässe muss das Wasser schnell und effizient abfließen können.
Beide Voraussetzungen werden beim „Ebbe & Flut“-System erfüllt. Die Plätze sind so aufgebaut, dass immer eine bestimmte Wassermenge vorhanden ist. Man muss sich den Unterbau wie eine große Badewanne vorstellen.
Die Plätze mit einer Gesamtfläche von 10 900 Quadratmetern wurden rund 40 Zentimeter tief ausgekoffert und mit einer Einfassung aus Bordsteinen versehen. Das sind am Stück ziemlich genau 860 Meter – das entspricht knapp zweieinhalb Fußballfeldern. Zudem wurden in gewissen Abständen rund 4200 Meter Drainage-Schlitze ausgehoben. Die gesamte Fläche ist dann im Anschluss mit einer Folie (rund 23 000 Quadratmeter) ausgekleidet worden. Diese Folie hält das Wasser, sorgt mit dafür, dass der Boden immer feucht bleibt.
Rund 3100 Tonnen
In den Drainage-Schlitzen laufen die rund 4200 Meter Rohre für die Be- und Entwässerung der Böden. Sand hat die Eigenschaft, sich bei Benutzung – gerade durch schweres Gerät – zu verdichten. Deshalb setzt das Unternehmen „Fair Ground“, das in Elmlohe tätig gewesen ist, auf eine Filterschicht aus gebrochener Lava. Rund 3100 Tonnen oder 115 Lkw-Ladungen wurden auf den knapp 11 000 Quadratmetern verarbeitet.
Zur Krönung fehlt dann nur noch die Tretschicht, der Sand. 2600 Tonnen sind es gewesen. Aber es darf nicht irgendein Sand sein. Er soll nicht rutschen, die Körner dürfen nicht zu scharfkantig sein. „Unser Sand kommt aus dem Ammerland“, sagt Rolf Sünderbruch. Woher genau? Das weiß auch der Kuratoriumschef nicht. „Das ist ein Geheimnis, das kein Reitplatzbau-Unternehmen preisgibt“, fügt Sünderbruch mit einem Schmunzeln hinzu.
Das ganze Jahr in Nutzung
Jetzt ist alles fertig, die ersten Reiter haben die ersten Runden auf dem neuen Geläuf gedreht. Und sie sind begeistert. „Das ist schon mega“, gerät Anke Dieckell geradezu ins Schwärmen, „das ist unglaublich schön, welche perfekten Bedingungen wir hier jetzt haben“, sagt die Dressurreiterin, die den Platz auch in den Vorjahren schon fast das ganze Jahr über benutzt hat. Wenn er denn zu bereiten gewesen ist und nicht einer Wattlandschaft geglichen hat.