Reitspektakel in Elmlohe: 164 Tage nach Flammen-Inferno
Vom 1. bis 4. August ist es wieder soweit: Liebhaber des Pferdesports können sich auf hochkarätige Dressur- und Springprüfungen freuen. Dabei drohte vor nicht einmal fünf Monaten ein großes Unheil. Im Februar zerstörte ein Feuer auf dem Gelände des Turnierplatzes ein Stück Elmloher Geschichte. Doch die vielen ehrenamtlichen Helfer des Turniers haben es vor der 69. Auflage der Elmloher Reitertage geschafft, dass der Platz im gewohnten Glanz erstrahlen wird.
Raub der Flammen
Hatten die Verantwortlichen im vergangenen Jahr mit dem Einbau des „Ebbe & Flut“-Systems bereits alle Hände voll zu tun, kamen in diesem Jahr noch einige Arbeitsstunden mehr hinzu, nachdem am 18. Februar der Lagerschuppen samt alter Tribüne im vorderen Teil ein Raub der Flammen wurde. Verbrannte Hindernisstangen und Balken bestimmten das Bild. „Im Bereich der alten Tribüne haben Empfänge und Veranstaltungen stattgefunden, die über Jahre in dieser Form etabliert waren“, sagt Rolf Sünderbruch Chef des Kuratoriums für Pferdesport, das die Reitertage in Elmlohe veranstaltet.

•Der Lagerschuppen mit Materialien für die Elmloher Reitertage wurde beim Brand von den Flammen zerstört. Foto: Scheiter
Etwaige Täter sind noch nicht ermittelt, die Polizei ist weiter an dem Fall dran. „Es gibt viele Theorien, das Jungs gezündelt haben, aber das müsste man denen ja ganz genau nachweisen können“, berichtet Turnierleiter Hartmut Cordes. Er blickt lieber nach vorne, freut sich auf die Neuerungen, denn „Stillstand ist Rückschritt.“
Dass das Gebäude wieder aufgebaut wird, steht außer Frage. Die Brandruine ist abgetragen, die Fläche eingeebnet und der Bauantrag wird bereits geschrieben. Doch der Neubau wird erst 2020 zur 70. Auflage des Turniers zu bestaunen sein. „Wir hoffen, dass wir direkt nach den Reitertagen loslegen können“, sagt Rolf Sünderbruch. In diesem Jahr werden vier Pagodenzelte diesen Platz einnehmen, wie auf vielen Pferdesport-Turnieren üblich.
500 Hindernissstangen verbrannt
Alles wird seinen gewohnten Gang nehmen, eben nur ein bisschen anders. „Der Ablauf wird durch den Brand nicht verändert. Wir haben einfach nur noch mehr Arbeit, weil wir die Lagerhalle nicht haben“, sagt Hartmut Cordes. Denn im Schuppen lagerten 500 Hindernisstangen, vier Dressurvierecke und reichlich Zaunmaterial, das bei den Reitertagen zur Absperrung benutzt wird.
All das musste neu beschafft werden. „Direkt nach dem Brand hat uns das Sporthaus Verden seine Unterstützung zugesagt. Ich bin dann auch hin, um passende Stangen für unsere Sponsorensprünge rauszusuchen“, so Cordes. Denn: Die Stangen sind verbrannt, die Ständer haben den Brand hingegen – auf der Haupttribüne gelagert – unbeschadet überstanden. „Es muss farblich dann ja auch alles passen“, betont der Turnierleiter. 400 neue Stangen wurden somit handverlesen ausgesucht und nach Elmlohe verbracht.
Für all diese Dinge geht das Kuratorium für Pferdesport in Vorkasse. Es ist zwar alles mit der Versicherung geklärt, Gelder sind jedoch noch nicht geflossen. „Hinzu kommt, dass Halle und Inventar durch die fließende Versicherungsleistung nicht ersetzt werden können“, betont Rolf Sünderbruch. Sprich, die Lagerhalle samt Tribüne war unterversichert. „So etwas passiert, da machen wir niemandem einen Vorwurf.“ Das Kuratorium hofft auf Spenden von Unterstützern.
Mauer für SB-Springen neu gebaut
Eine davon gab es bereits wenige Tage nach dem Brand. Nicht in monetärer, sondern handwerklicher Art. „Der 78-jährige Zimmermann Dietrich Brünjes aus Alfstedt hat mich angerufen und gesagt, er baut uns eine neue Mauer. Da hatte ich fast Tränen in den Augen“, gibt Hartmut Cordes zu. Und Rolf Sünderbruch ergänzt: „Eine Mauer in der Qualität wäre sonst so nicht bezahlbar.“ Die einfachste Mauer, die man kaufen kann, würde 22 000 Euro kosten. Für Brünjes war es Ehrensache. „Elmlohe ist für mich einfach ein besonderes Turnier, hat eine ganz andere Atmosphäre als andere Turniere – familiär trotz Spitzensport. Ich war 1959 das erste Mal da und habe nur drei Turniere verpasst. Einmal wegen meiner Hochzeit und zweimal aufgrund der Bundeswehrzeit“, erklärt Brünjes.

Dietrich Brünjes hat nach dem Feuer auf dem Turnierplatz eine neue Mauer gebaut.. Foto: M. Scheer
So machte er sich ran und stellte die 120 Einzelteile der Mauer her – beziehungsweise 80. Denn 40 davon hatte er bereits zum Renovieren bei sich zu Hause, als das Feuer ausbrach. Nur die Materialkosten in Höhe von 1700 Euro muss das Kuratorium zahlen, seine rund 100 Arbeitsstunden waren ehrenamtlich.
Ein Höhepunkt des Turniers
Fällt der Rekord?
Einer der Höhepunkte des Turniers, das Mächtigkeitsspringen am Samstagabend unter Flutlicht ist somit gesichert, nachdem es viele bereits in Flammen haben aufgehen sehen. Ob mit der neuen Mauer auch ein neuer Rekord fällt? Dieser liegt bei übersprungenen 2,25 Metern, die einst Franke Sloothaak mit Optiebeurs Leonardo überwand.
Damit dafür genug Sicht besteht, wird es eine Woche vor dem Turnier noch einen Lichttest geben. Denn während sich die Flammen im Februar am Boden über trockenes Gras und Laub fraßen, hatte der benachbarte Lichtmast vor der Hitze kapituliert. Er bog sich wie eine Banane. Daher wird eine Firma vier mobile Lichter mitbringen, aus denen das passende ausgesucht wird. Jene, die am besten mit dem vorhandenen, unzerstörten Lichtkonzept harmoniert. Für perfekte Bedingungen bei den Reitertagen – nur 164 Tage nach dem verheerenden Feuer.